4 GESCHÄFTSBERICHT 2014Deutsche EuroShop INTERVIEW Die Kreditzinsen befinden sich weiter im Sinkflug. Konnte die Deutsche EuroShop davon profitieren? Olaf Borkers: Wir haben davon schon in den letzten Jahren bei Refinanzierungen profi- tiert. In den vergangen fünf Jahren ist der von uns zu zahlende durchschnittliche Zinssatz um rund 130 Basispunkte gesunken; zum Jahresende 2014 lag er bei 3,76 %. Dabei ist die gewichtete Restzinsbindungslaufzeit mit etwa sechseinhalb Jahren nahezu unverändert geblieben. Derzeit verhandeln wir mit Banken weitere Neufinanzierungen von Darlehen, die 2015 und 2016 auslaufen. Bei den be- treffenden Darlehen liegt der alte Zinssatz bei rund 5 % – davon sind wir aktuell sehr weit entfernt. Das führt erfreulicherwei- se zu einer deutlichen Senkung des Zins- aufwandes. Herr Wellner, Sie sind neu an Bord der Deutsche EuroShop und übernehmen das Ruder im Juli 2015. Worin sehen Sie die Chancen und die Herausforde- rungen Ihrer neuen Aufgabe? Wilhelm Wellner: Ich bin nun bereits zehn Jah- re in der Shoppingcenterbranche aktiv und sie fasziniert mich unverändert. Bei der ECE, wo ich von 2003 bis 2012 tätig war, habe ich die Details des Geschäfts insbesondere aus Ent- wickler- und Dienstleistersicht intensiv ken- nengelernt – und die sind enorm wichtig, denn wie sagt man so schön: „Retail is detail“. Nun kann ich meine Erfahrungen auf der Sei- te eines Eigentümers und Bestandhalter nutzen – für den Investor Deutsche EuroShop. Das sehe ich als die Chance meiner neuen Aufgabe. Eine Herausforderung ist und bleibt der Markt für Shopping- center, in dem momentan von Käufern Preise bezahlt wer- den, die auf einem historisch hohen Niveau liegen. Wie gehen Sie mit dieser Heraus- forderung um, was planen Sie für die Zukunft der Deut- sche Euro- Shop? » Unser Erfolg gründet auf dem langfristigen Ansatz, verbunden mit einer klaren Fokussierung auf qualitativ hochwertige Shoppingcenter an erstklassigen Standorten. Zeit zum Einkaufen Vorstandsinterview Zum ersten Mal hat die Deut- sche EuroShop drei Vorstände. Das Unternehmen wächst, der Vorstand wächst. Ist das die richtige Interpretation? Claus-Matthias Böge: Dieser Zustand ist nur vorübergehend. Wenn ich Ende Juni 2015 aus dem Unternehmen ausscheide, ist die gewohn- te Konstellation mit zwei Vorständen wieder hergestellt. Wenn Sie auf Ihr Wirken in den letzten mehr als 13 Jahren zurückblicken: Worauf sind Sie am meisten stolz? Claus-Matthias Böge: Als ich damals in den Vorstand der Deutsche EuroShop wechselte, war vieles neu für mich – und nicht nur für mich. Immobilienaktiengesellschaften waren 2001 in Deutschland so gut wie unbekannt. Mich interessierten die vielen Facetten des Ka- pitalmarktes in Kombination mit dem Shop- pingcentergeschäft, aus dem ich kam. Dass sich die damals eher kleine und völlig unbekannte DES dann unter meiner Führung zu einem mit- telgroßen MDAX-Unternehmen entwickelt hat, macht mich glücklich, aber nicht unbe- dingt stolz. Stolz bin ich darauf, dass dies mit einem Team gelungen ist, das mehr als zehn Jahre gemeinsam diese Firma aufgebaut hat. Und wir hat- ten natürlich auch Glück, denn kein Mensch konn- te voraussehen, wie hoch an der Börse verlässliche Dividenden einmal be- wertet werden. Worin liegt das Geheimnis des Erfolgs? Die Aktionärinnen und Aktio- näre sind Ihnen sicher dankbar für alles, was Sie für die Deut- sche EuroShop geleistet haben. Kommen wir nun zum abge- laufenen Geschäftsjahr und dem anfangs angesprochenen Wachstum. Herr Borkers, wie haben sich die Shoppingcenter und unser Unternehmen 2014 entwickelt? Olaf Borkers: Wenn ich kurz antworten soll: wie geplant. Wenn ich etwas ausführlicher werden darf, dann stelle ich einen Soll-Ist- Vergleich auf: Wir haben mit Umsatzerlösen, also Miet- einnahmen, von 198 bis 201 Mio.€ geplant. Am Jahresende lag der erzielte Umsatz bei 200,8 Mio. €, was einem Plus von knapp 7% gegenüber dem Vorjahr entsprach. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) sollte zwischen 174 und 177 Mio.€ liegen. Letzt- lich übertraf es mit 177,5 Mio.€ diesen Pro- gnosekorridor sogar leicht. Das ist eben- falls ein Plus von 7% gegenüber 2013. Für das Ergebnis vor Steuern (EBT) ohne Bewertungsergebnis (inkl. at-equity-Beteiligungen) hatten wir mit 120 bis 123 Mio.€ geplant. Das konnten wir mit 125,0 Mio.€ leicht übertreffen. Gleiches gilt für die Funds from Operations, die bei 2,23€ je Aktie lagen – geplant waren 2,14 bis 2,18€. Siesehen:Wirhabenunsere imletztenGeschäftsbericht veröffentlichte Progno- se voll erfüllt und Herr Böge kann sich mit ei- nem Rekordergebnis verabschieden. Claus-Matthias Böge: Es sollte keinem als Ge- heimnis erscheinen, worauf unser Erfolg grün- det: Es ist der langfristige Ansatz, der mit ei- ner klaren Strategie auf qualitativ hochwertige Shoppingcenter an erstklassigen Standorten fokussiert. Und wir sind immer auf dem Boden ge- blieben – auch wenn es manches Mal schwer fiel, weil man dafür nicht nur beklatscht wurde. Und was hätten Sie aus heuti- ger Sicht anders gemacht? Claus-Matthias Böge: Mit dem bestehenden Geschäftsmodell eigentlich wenig. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass es die REIT- Gesetzgebung in Deutschland bereits bei Gründung der DES gegeben hätte. Dann hät- te sich uns so manches steuerliche Thema gar nicht erst gestellt. Und ich hätte mir auch gewünscht, dass die IFRS-Vorschriften weniger komplex wären. Ich hatte einige Male das Gefühl, an die Gren- zen meines Verständnisses zu stoßen – formal wie inhaltlich. Und die vielen Formalismen haben mich geärgert. Mein Ziel war es immer, den Aktionärinnen und Aktionären so Re- chenschaft abzulegen, dass sie nachvollziehen können, was wirklich an Zahlungsmitteln er- wirtschaftet wurde und zukünftig erwirtschaf- tet wird. Und diese Transparenz herzustellen, ist uns glücklicherweise trotz IFRS gelungen. Was planen Sie für die Zeit nach der Deutsche Euro- Shop? Sie haben dann mehr Zeit zum Einkaufen. Claus-Matthias Böge: Ich habe noch kei- ne konkreten Pläne, nur viele Ideen. Ich freue mich darauf, vielleicht jeden Tag mit einem neuen Plan zu starten. Langweilig wird mir selten. Und wenn doch, kann ich auch das genießen. Es kann sein, dass ich nicht immer in Hamburg sein werde. Mehr Zeit zum Einkau- fen brauche ich aber wahrscheinlich nicht. Die Deutsche EuroShop hat erneut ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr hinter sich. Claus- Matthias Böge hat sich dennoch entschieden, seinen Vertrag nicht zu verlängern und wird Mitte 2015 aus dem Unternehmen ausscheiden. Wir blicken mit ihm zurück auf die Anfänge der Deutsche EuroShop. Olaf Borkers fragen wir zu den Details des abgelaufenen Geschäfts- jahres. Und vom neuen Vorstandsmitglied Wilhelm Wellner möchten wir erfahren, was er für die Zukunft des Unternehmens plant. Wilhelm Wellner Mitglied des Vorstands Herr Wellner ist gelernter Bankkaufmann und hat einen Abschluss als Diplom-Kaufmann an der Universität Erlangen-Nürnberg sowie einen Abschluss als Master of Arts (Economics) an der Wayne State University Detroit. Seine berufliche Laufbahn begann er 1996 bei der Siemens AG als Spezialist für internationale Projekt- und Exportfinanzierungen. Ab 1999 war Herr Wellner als leitender Angestellter im Bereich Unternehmens- finanzierung bei der Deutsche Lufthansa AG für eine Vielzahl von Kapitalmarkttransaktionen verantwortlich und begleitete zahlreiche M&A-Projekte. 2003 wechselte Herr Wellner zur ECE Projektmanagement G.m.b.H. & Co. KG in Hamburg, dem europäischen Marktführer auf dem Gebiet innerstädtischer Einkaufszentren. Als Chief Financial Officer der internationalen Holdinggesellschaft gestaltete er die Expansion des Shoppingcenter- Entwicklers verantwortlich mit und wurde 2009 zum Chief Investment Officer der ECE-Gruppe berufen. Von 2012 bis 2014 verantwortete Herr Wellner als Chief Financial Officer die Bereiche Finanzen, Personal, Recht und Organisation bei der Railpool GmbH, einer in München ansässigen Leasinggesellschaft für Schie- nenfahrzeuge. Seit Anfang 2015 ist Herr Wellner im Vorstand der Deutsche EuroShop AG. Wilhelm Wellner ist verheiratet und hat zwei Kinder. C Claus-Matthias Böge Sprecher des Vorstands Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Banklehre und des Betriebswirtschaftsstudiums startete Herr Böge seine berufliche Tätigkeit 1987 beim Düsseldorfer Privatbankhaus Trinkaus & Burkhardt im Be- reich Mergers & Acquisitions. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit, für die ihm bereits 1989 Prokura er- teilt wurde, lag in der Beratung mittelständischer Unternehmen beim Kauf und Verkauf von Firmen und Firmenbeteiligungen. 1990 wurde Herr Böge in die Geschäftsführung der KST Stahltechnik GmbH, einer Tochtergesellschaft des österreichischen Industrieanlagenbaukonzerns VA Technologie AG, berufen, wo er die Bereiche Controlling, Personal, Recht, Steuern und Verwaltung leitete. Im Herbst 1993 wechselte Herr Böge zur ECE Projektmanagement G.m.b.H.&Co. KG in Hamburg, dem europäischen Marktführer bei Entwicklung, Realisierung, Vermietung und Langzeitmanagement von Einkaufscentern, und erlebte hier erstmals die Faszina- tion der Shoppingcenter-Welt. Neben einer Reihe von Geschäftsführungsmandaten bei Tochtergesellschaften der ECE-Gruppe befasste er sich vor allem mit der Konzeption, Finanzierung sowie laufenden Ergebnisoptimie- rung von Immobilieninvestitionen. Seit Oktober 2001 ist Herr Böge im Vorstand der Deutsche EuroShop AG. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. C