5GESCHÄFTSBERICHT 2014 Deutsche EuroShop INTERVIEW Ist es Zeit zum Einkaufen? Wilhelm Wellner: Man muss sich dem Markt stellen. Nicht nur die Renditen sind historisch niedrig, auch die Finanzierungskosten haben noch nie gesehene Tiefststände erreicht. So- mit kommt es auch auf die relative Rendite ei- nes angebotenen Shoppingcenters an. Es muss sich langfristig rechnen, ein niedriger Zins heilt kein strukturelles Problem eines Shoppingcen- ters. Natürlich müssen auch die sonstigen Kri- terien wie Lage, Mietermix, Einzugsgebiet und Größe zu unserem Portfolio passen. Wir haben auch dieses Jahr schon diver- se Angebote im In- und Ausland geprüft, aber bisher war kein Center dabei, das die Deutsche EuroShop zu den geforderten Preisen unbe- dingt ins Portfolio kaufen sollte. Unsere Aktionärinnen und Aktionäre können davon ausgehen, dass die bisherige Strategie, opportunistisch auf hochqualitati- ve Shoppingcenter zu setzen, beibehalten und mit Bedacht verfeinert wird. Gibt es denn neben Zukäufen andere Möglichkeiten zur Erweiterung des erfolgreichen Portfolios? Wilhelm Wellner: Ja, die gibt es. Das Phoenix- Center in Hamburg-Harburg wird seit Sep- tember 2014 für rund 30 Mio.€ erweitert und optisch modernisiert. Die Verkaufsfläche von derzeit 26.500m2 wird bis zum Frühjahr 2016 um knapp 10% auf dann 29.000m2 vergrößert. Und das Center bekommt einen modernen und vom Design sehr ansprechenden Food-Court mit ca. 300 Sitzplätzen. Diese Form des gastro- nomischen Angebots liegt sehr im Trend. Wir erhöhen damit die Verweilqualität sowie die Kundenfrequenz und – ganz wichtig – wir stär- ken das stationäre Angebot gegenüber dem In- ternethandel. Online kann man sich eben nicht persönlich mit Freunden treffen, gemeinsam shoppen und einen Happen essen. Für den City- Point in Kassel prüfen wir übrigens zurzeit ebenfalls die Möglichkeit, einen Food-Court zu integrieren. Eine Erweiterung, die wir schon lange im Hinterkopf haben, ist die der Galeria Baltycka. Die Grundstücke sind vorhanden, die Pläne liegen bereit, es hängt jetzt noch vom zu schaffenden Baurecht ab. Das dauert naturgemäß etwas. Wir hof- fen, dass w i r 2016 über die Erweiterung entscheiden können. Dann könnte das Center im polnischen Danzig ca. 15.000m2 zusätzliche Mietfläche mit etwa 70 neuen Shops erhalten. Ein Vorhaben, das mich besonders freuen würde, da ich die Ga- leria Baltycka von der Entwicklungsphase bis zur Markteinführung gut kenne, und sich die Erfolgsgeschichte des Centers mit der Erwei- terung auch gegen den zunehmenden Wett- bewerb fortsetzen kann. SolltenalledreiPlänerealisiertwerden,spre- chen wir von Investitionen in Höhe von insge- samt ca. 80 Mio.€ für die Deutsche EuroShop. Herr Wellner, Sie bringen eine große internationale Expertise mit. Welche Länder könnten für einen Portfolioausbau noch in Frage kommen? Wilhelm Wellner: Wir werden den Schwer- punkt unserer Portfoliogewichtung sicher weiterhin in Deutschland haben, derzeit be- trägt der Anteil rund 90%. Dazu gibt es keine in Stein gemeißelte Länderliste. Ich persönlich halte es allerdings nicht für uninteressant, neben den bestehenden Län- dern Polen und Österreich auch Investitionen in weiteren euröpäischen Ländern zu prüfen. Diese Länder sollten sowohl politisch als auch wirtschaftlich stabil sein, und die Center eine langfristig stabile Entwicklung erwarten lassen. Letzte Frage: Wie sieht der operative Ausblick für 2015 aus? Olaf Borkers: Wir erwarten einen Umsatzan- stieg um bis zu 1,5% auf 201 bis 204 Mio.€. Die niedrige Inflation ist der Grund für diese nur leichte Erhöhung der Mieteinnahmen. Darauf aufbauend prognostizieren wir das Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf 177 bis 180 Mio. € und das operative Ergebnis vor Steuern und ohne Bewertungsergebnis auf 126bis129Mio.€.DasentsprächeeinemPlus von 2%. Beim FFO erwarten wir zwischen 2,24€ und 2,28€ je Aktie. Die Dividende, die für das Geschäftsjahr 2015 auf 1,35€ je Aktie erhöht werden soll, können wir daraus problemlos ausschütten. Vielen Dank für das Gespräch. Und Ihnen, Herr Böge, alles Gute für die Zukunft. C Olaf Borkers Mitglied des Vorstands Nach einer Dienstzeit als Schiffsoffizier bei der Bundesmarine absolvierte Herr Borkers 1990 eine Banklehre bei der Deutsche Bank AG. Es folgte ein Studium der Betriebswirtschaft in Frankfurt am Main. Ab 1995 war Herr Borkers für die Deutsche Bank AG als Kreditanalyst in Frankfurt und Hamburg tätig. Im Jahr 1998 wechselte er als Vorstandsassistent zur RSE Grundbesitz und Beteiligungs AG, Hamburg. 1999 wurde Herr Borkers in den Vorstand der TAG Tegernsee Immobilien und Beteiligungs-AG, Tegernsee und Hamburg, berufen, wo er bis September 2005 die Bereiche Finanzen und Investor Relations verantwortete. Zusätzlich hatte Herr Borkers in der TAG-Gruppe verschiedene Aufsichtsrats- und Geschäfts- führungsmandate inne. Olaf Borkers ist seit Oktober 2005 Mitglied des Vorstands der Deutsche EuroShop AG. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. C » Wir werden unsere bisherige Strategie beibehalten und mit Bedacht verfeinern.