er zum Energydrink. Krankmel- dungen werden mit einem Straf- punkt, zweiminütiges Zuspät- kommen mit einem halben geahndet. Bei zwei Punkten spricht der Vorgesetzte die „letz- te Verwarnung“ aus. Littlers Re- sümee: Er fühlt sich als Roboter, nicht mehr als Mensch. „Diese Art zu arbeiten, führt zu einem er- höhten Risiko psychischer und körperlicher Erkrankung“, kons- tatiert denn auch der von BBC konsultierte Stress- und Arbeits- experte Michael Marmot. In einer offiziellen Stellungnahme weist der US-Konzern die Vor- würfe der Ausbeutung und Ar- beitsrechtsverletzung vehement zurück. Doch selbst wenn die Do- kumentation überzeichnete und weihnachtsbedingt der Ausnah- mezustand herrschte – deutlich wird, dass abertausende Bestellmassen zeitgetaktete Packmaschinerien hervorbringen. Zugege- ben, 400-€-Jobs in der Bäckerei oder Kassie- rer beim Discounter vor Feiertagen sind we- der stressfrei noch gut honoriert. Aber vom Leistungsdruck eines Packers sind sie noch weit entfernt. N Je schneller und billiger Konsumenten ihre Ware haben wollen, umso stressiger und zeitgetakteterwerdendieArbeitsbedingungen für die Logistiker. Wachstum oder Abwärtsspirale? Der Onlinehandel wächst, das ist sicher. Doch das Ausmaß des Wachstums ist ungewiss. So kommt der Interessenverband des deutschen Handels HDE auf 33,1 Mrd.€ und erwartet kommendes Jahr 17% Steigerung auf dann 38,7 Mrd.€. Beim Vertreter des Versandhan- dels BVH trat die HDE-Prognose mit 39,1 Mrd.€ eCommerce-Umsatz bereits letz- tes Jahr ein. Mit satten 25% Wachstum auf 48,8 Mrd.€ im Jahr 2014 blickt er sieges- gewiss ins laufende Jahr. „Amtliche Statisti- ken bilden das Phänomen nicht richtig ab, die Untersuchungen haben Unschärfen“, räumt Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Handelsforschungsinstituts IFH/ECC Köln, ein. Seit 15 Jahren untersucht sein Institut den Aufstieg des eCommerce. Abweichungen kämen durch Brutto-Netto-Differen- zen, Retourenbereinigung, unterschiedliche Definition von Distanz- handel, aber auch die Güte der Daten zustande: „Viele Marktdaten ba- sieren auf statistischen Hochrechnungen, denn nur wenige Onlinehändler sind veröffentlichungspflichtig. Das Gros der Angaben ist freiwillig und nur wenige Multichannel-Händler schlüsseln Einnah- men nach Vertriebskanälen auf“, beschreibt der Empiriker. Sicher sei- en ein Anteil am Einzelhandelsvolumen von über 8%, ohne Lebens- mittel von über 15 % und ein anhaltendes Wachstum über alle Branchen hinweg. N Marktzahlen sind Trendindikatoren, ersetzen aber nicht den diffe- renzierten Blick auf Produkte, Branchen und Geschäftsmodelle. Der Uptrade, der ein Downtrade ist Wer aber gewinnt im Ringen um die Marktanteile? „Die klaren Um- satzgewinner sind marktführende Pure Player, clevere Nischenkon- zepte oder auch Herstellermarken. Bei vertikalen Händlern wie H&M oder Zara funktioniert Onlinehandel hervorragend, doch Drittmarken- händler mit austauschbaren Produkten tun sich gegen preissensible Onlinekonkurrenten schwer“, sondiert der Hamburger eCommerce- Berater Alexander Graf die Geschäftsmodelle nach ihrem Erfolg. Mit 35,4% haben die Pure Player das größte Stück vom Onlinekuchen – dicht gefolgt von den Onlinevertriebswegen stationärer Händlern (29,3%), meldet das ICC Köln. Was jedoch alarmiert, ist die wachsen- de Machtkonzentration drei großer Pure Player. Allein der Marktführer mit den sechs Buchstaben setzte letztes Jahr 7,8 Mrd.€ um und damit fast ein Viertel des deutschen Onlinehandelsumsatzes. Der brummt zwar, doch Gewinne sind rar. Denn das Rennen um Macht und Marktanteile geht an die Sub- stanz. Bislang hat noch kein Marktanalyst widerlegt, dass die Preis- und Servicestrategien der Megaplayer kein Subventions- geschäft ist. Ganz zu schweigen von Steuerschlupflöchern, klam- men Löhnen und unfairen Ar- beits- und Händlerbedingungen, die immer wieder für Furore sorgen. 500g Menge der Treibhausgas- emissionen, die bei der Zustellung eines Pakets entstehen 400t Gesamtmenge CO2, die bei 800.000 Rücksendungen täglich entsteht 255 Anzahl der PKW-Fahrten Frankfurt–Peking, denen dieser CO2-Ausstoß entspricht ZAHLEN & FAKTEN DEUTSCHEEUROSHOPGESCHÄFTSBERICHT2013/SHOPPING 025