Um immer mehr Käufer in ihren Bann zu zie- hen, ringen die Internetriesen mit hohen Investitionssummen um die Perfektionierung von Customer Journey, Lieferservices und Re- tourenmanagement. Allein eBay und Amazon gaben dafür 2012 zusammen 4,75 Mrd.$ Ent- wicklungsgelder aus. Zwar tragen sie als First Mover hohe Entwicklungsrisiken, treiben aber auch den Rest der Branche mit immer neuen Standards vor sich her. Nach Big Data und same-day/hour-delivery lautet die aktuelle Kampfansage „Dynamic Pricing“. Um alte Preisschemata auszuhebeln und Gewinnspan- nen zu maximieren, passen sich Angebotsprei- se künftig der Wettbewerbslage an. Ist viel los, aber wenig Umsatz, gehen die Preise runter. Rollt der Rubel, wird die Ware teurer. Ob der Siegeszug dieser Giganten so weiter- geht, ist ungewiss, denn das Geschäftsklima wird rauer: In den USA steht eine Vereinheit- lichung der Onlinehandelsgesetze an, die lukrative Steuerschlupf- löcher schließt; in Großbritannien fordern Bürgerbegehren Ähnliches für Europa. Mitte letzten Jahres knickte der Warengigant vorm deut- schen Kartellamt ein. Händler des Marktplatzes müssen nun nicht mehr zum niedrigsten Preis anbieten. Und noch prüft das Kartellamt, ob DHL für Key-Account-Kunden unterm eigenen Deckungsbeitrag ausliefert. N Den Beweis, dass man mit horrenden Budgets Marktanteile gewinnt, haben große Pure Player erbracht. Den Beweis, dass dies ökono- misch, ökologisch wie sozial sinnvoll ist, sind sie noch schuldig. Lebendige Stadt, ein Auslaufmodell? „Sofashopping“ sei die neue grüne Wiese, die Innenstädte kaputt ma- che, erklärte NRW-Verkehrsminister Michael Groschek jüngst. Kom- munen klagten verstärkt über weniger Passanten in der Stadt und mehr Verstopfung durch Lieferverkehr. „Im Internet bestellte Schuhe kommen eben nicht durchs Netz, sondern über unser reales Straßen- netz nach Hause“, erläutert der SPD-Politiker. Während Amazon und DHL bereits laut über die Zustellung per Paket-Drohnen nachdenken, eru- ieren Politiker, den Stadtverkehr durch Vorsortierung in City-Logistik- zentren, Paketmaut oder auch örtli- che Einfahrtbeschränkungen zu ent- lasten. Doch wie steht es mit den Fußgängerströmen? Footfall, die für ihren Kundenkreis kontinuierlich die Ladenfrequenzen messen, ermittel- ten für 2013 einen Gesamtrückgang von insgesamt 2,6%. „Toplagen bleiben top. Mittellagen geraten verstärkt unter Druck. Im ländlichen Raum besteht Handlungsbedarf“, differenziert der deutsche Einzelhandelsverband HDE die Situation in den Innenstädten. Aber selbst in Lagen mit anhaltend hohen Passantenströmen hinterlässt der Wan- del Spuren: „Die Mieter in den 1a-Lagen verändern sich und Verkaufsflächen nehmen immer deutlicher Show- roomcharakter an.Vor allem Händler mit schwachen Kon- zepten halten dem enormen Margendruck nicht stand. Dafür wird es künftig noch mehr vertikale Konzepte, Markenläden von Herstellern oder auch Händler mit star- ken Eigenmarken geben“, skizziert der Handels- und Multi- channel-Experte Stefan Mues von Elaboratum. Ungesagt bleibt, dass sich die Konkurrenzsituation ver- schiebt. Früher kämpften City gegen grüne Wiese und Tra- ditionshändler gegen Shoppingmalls. Zwar verteidigen Kommunen auch heute noch ihre Innenstadt gegen zu am- bitionierte Fachmarktprojekte, lassen aber fast unge- hemmt Logistikzentren entstehen. Und das, obwohl es dem Paketboten egal ist, ob er innenstadtrelevante Sor- timente oder nach Ladenschluss bestellte Waren auslie- fert. Prof. Wolfgang Christ vom Urban Index Institut skiz- ziert die Wettbewerbslage im Handelsimmobilienreport Nr. 166 wie folgt: Heute tritt Highstreet gegen Hightech, Viele Marktdaten basieren auf statistischen Hochrechnungen, denn nur wenige Onlinehändler sind veröffentlichungspflichtig. DEUTSCHEEUROSHOPGESCHÄFTSBERICHT2013/SHOPPING 026