WILHELM WELLNER: Tatsächlich konnten wir im letzten Geschäftsjahr am Ende kein neues Shoppingcenter erwerben, auch wenn wir eine Reihe von Angeboten am Trans- aktionsmarkt intensiv geprüft und auch ein Kaufangebot abgegeben haben. Aber wir bleiben am Ball. In Dessau haben wir den attraktiven Standort unseres Rathaus- Centers durch den Kauf einer in unser Center integrierten und auch zukünftig von Karstadt gemieteten Immobilie gestärkt. Bei der Akqui- sition handelt es sich um ein in der Langfristbetrachtung insgesamt wirtschaftlich sinnvolles Investment, mit dem wir unseren Kunden und Mietern in Dessau ein vollständiges Einzelhandelsangebot unter ein- heitlichem und professionellem Management sichern. OLAF BORKERS: Wir haben zwei neue Food Courts. Im City-Point Kassel bietet der „Food Point“ auf rund 1.200 Quadratmetern seit Ende November neun Restaurants mit internationaler Küche, über 200 Sitzplätze und einen Außenbalkon mit Fernsicht. Mit der Eröff- nung des „Foodie“ mit ca. 300 Sitzplätzen haben wir die Erweiterung des Phoenix-Center in Hamburg-Harburg im März abgeschlossen. Seit September 2014 hatten wir das beliebte Shoppingcenter mit unse- ren Investorenpartnern für rund 30 Millionen Euro in drei Schritten erweitert und optisch modernisiert. Die Verkaufsfläche ist um knapp zehn Prozent auf jetzt 29.000 Quadratmetern gewachsen. Auch mit unseren Erweiterungsplänen für die Galeria Baltycka sind wir ein Stück weiter gekommen.Wir arbeiten weiter am Baurecht, was in zentralen Innenstadtlagen jedoch ein zeitintensives Unterfangen ist. Das Center im polnischen Danzig soll um ca. 15.000 Quadratmeter zusätzliche Mietfläche mit etwa 70 neuen Shops erweitert werden. Das Investment würde sich für uns auf etwa 50 Millionen Euro belaufen. WILHELM WELLNER: Unser Mietsystem basiert auf den Umsätzen der Mieter und ist gleichzeitig an die Entwicklung des Verbrau- cherpreisindex, sprich die Inflation, gekoppelt. Für letztere erwarten wir 2016 nur niedrige Steigerungsraten. Das war übrigens auch der Grund für unsere leichte Guidance-Anpassung im Herbst 2015. Mit dieser niedrigen Inflationserwartung kalkulieren wir im lau- fenden Jahr mit einem stabilen Umsatz zwischen 200 und 204Millio- nen Euro. Das EBIT sehen wir in einer Bandbreite zwischen 175 und 179 Millionen Euro und das EBT ohne Bewertungsergebnis leicht auf 127 bis 130 Millionen Euro steigen. Und schließlich erwarten wir die für die Dividende wichtigen Funds from Operations zwischen 2,26 und 2,30 Euro je Aktie. Im Portfolio hat sich nicht viel getan. Nur in Dessau wurde zugekauft? Wie sieht der operative Ausblick für 2016 aus? Apropos niedrige Inflation: Die Kreditzinsen befinden sich weiter im Sinkflug. Kann die Deutsche EuroShop davon profitieren? Was gibt es sonst Neues aus den Centern? OLAF BORKERS: Ja, denn während die un- verändert niedrigen Inflationsraten derzeit das Wachstum über steigende Mieteinnah- men verlangsamen, profitieren wir gleichzeitig vom niedrigen Zinsniveau. Wir haben 2015 An- schlussfinanzierungen mit deutlich niedrigeren Zinskonditionen vereinbaren können und gehen auch für 2016 von weiter günstigen Refinan- zierungsmöglichkeiten aus. Unser Zinsaufwand wird dadurch in diesem und im nächsten Jahr er- freulich niedriger ausfallen. Da die mit Zinssätzen von knapp fünf Prozent ausgestatteten größeren Darlehen erst in drei bis fünf Jahren auslaufen, sehe ich da noch viel Potenzial, unsere Kosten- seite zu optimieren. Vielen Dank für das Gespräch. Das Interview mit Wilhelm Wellner und Olaf Borkers führte Patrick Kiss bei einem Rundgang im Phoenix- Center Harburg. 10 Deutsche EuroShop AG Geschäftsbericht 2015 INTERVIEW