Wir beobachten kontinuierlich die Angebote am Transaktionsmarkt. Aktuell prüfen wir eine Beteiligungsmöglichkeit an einem interessanten Center in Deutschland, das gut in unser Portfolio passen würde. WILHELM WELLNER: Der Nachteil dieser legitimen Überlegung ist die Frage der Wieder- anlage. Wohin mit dem Geld? Sicher könnten wir es an die Aktionärinnen und Aktionäre zu- rückzahlen, wenn wir das Geld nicht in eine andere Centerakquisition investieren würden. Aber auch für unsere Aktionärinnen und Aktionäre würde sich die Frage stellen: Welche Anlagealternative bietet bei ver- gleichbarem Risiko mindestens die gleiche Rendite. Abgesehen davon würden steuerliche Faktoren die Ausschüttung als Sonderdividende wenig attraktiv machen. OLAF BORKERS: Die wohl kürzeste Zusam- menfassung wäre: Wir haben das Geschäfts- jahr 2015 mit einem Rekordergebnis abge- schlossen. Die Umsatzerlöse sind um ein Prozent auf 202,9 Millionen Euro gestiegen. Das EBIT, also das Ergebnis vor Zinsen und Steuern, sank im Berichtsjahr leicht um 0,7 Prozent auf 176,3 Millionen Euro. Bewer- tungseffekte beeinflussten sowohl das Finanzergebnis als auch das Be- wertungsergebnis deutlich positiv, so dass das Konzernergebnis damit signifikant besser ausfiel als das schon sehr gute Vorjahresergebnis. OLAF BORKERS: Wesentlich für diese Wert- entwicklung waren insbesondere die bei stei- genden Preisen weiter deutlich gesunkenen Vergleichsrenditen, die am Transaktionsmarkt im In- und Ausland zu beobachten waren und immer noch sind. Unser neuer Bewertungs- gutachter Jones Lang LaSalle, der im Rahmen einer normalen Rotation unser bisheriges Gutachterteam von FERI Rating und GfK Geomarketing abgelöst hat, unterzog unsere Center im Rahmen der Erstbewertung einer intensiven Begutachtung. Im Durchschnitt stiegen die Werte un- serer Shoppingcenter insgesamt parallel zum Markt. In unserer Gewinn- und Verlustrechnung schlug sich dieser Be- wertungseffekt aus den nach at-equity bilanzierten Beteiligungsgesell- schaften mit 47,2 Millionen Euro nieder. Das Bewertungsergebnis des Konzerns verbesserte sich ebenfalls deutlich auf 220,6 Millionen Euro. Im Durchschnitt wurden die Konzernimmobilien damit um 9,4 Prozent aufgewertet. Zum 31. Dezember 2015 ergab sich ein Net Asset Value von 39,12 Euro je Aktie, ein Plus von 18 Prozent. Wir haben in der Vergangenheit aber stets betont: Bewertung ist keine Einbahnstraße. Immobilienwerte unterliegen normalen zykli- schen Schwankungen und im Moment befinden wir uns in einer deut- lichen Hochpreisphase. Daher konzentrieren wir uns auf die operati- ven Ergebnisse. Wäre es dann nicht eine Idee, das aktuelle Preisniveau für Verkäufe zu nutzen? Herr Borkers, können Sie uns die Ergebnisse des Geschäftsjahres zusammenfassen? Das klingt aber doch etwas nach Untertreibung, schließlich sum- mierten sich diese Bewertungs- effekte auf knapp 268 Millionen Euro. Was sind die Hintergründe? OLAF BORKERS: Auffällig ist, dass wir dadurch mehr Gewinn als Umsatz gemacht haben. So etwas ist bei Immobilienunter- nehmen wegen der angespro- chenen Bewertungsgewinne, die unrealisiert zunächst nur auf dem Papier entstehen, nichts Un- gewöhnliches. Man muss die Er- gebnisse daher richtig interpre- tieren. Das Konzernergebnis der Deutsche EuroShop wuchs letzt- lich um 74,3 Prozent auf 309,3 Mil- lionen Euro, was einem Gewinn je Aktie von 5,73 Euro entspricht. Die Funds from Operations, die wesentliche Kennzahl zur Beur- teilung der operativen Geschäfts- entwicklung, erhöhten sich um 2,4 Prozent auf 123,4 Millio- nen Euro. Das entspricht 2,29 Euro je Aktie. WILHELM WELLNER: Aus den erwirtschafteten Funds from Ope- rations tilgen wir unsere Darlehen und schütten die Dividende aus. Was darüber hinaus zur Verfü- gung steht, nutzen wir für Investi- tionen. Schon vor drei Jahren hat- ten wir angekündigt, für 2015 eine Dividende in Höhe von 1,35 Euro je Aktie auszuschütten, die damit um 3,8 Prozent über dem Vorjahr liegen wird. Dieses Versprechen halten wir natürlich. Danke für die Erläuterungen zur Bewertung. Was hatte das für Aus- wirkungen auf die Ergebnisse? Wie profitieren die Aktionärinnen und Aktionäre von dieser schönen Entwicklung? 9 INTERVIEW